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Sixteen little numbers baby, they could be a start, sixteen little numbers baby, I know yours by heart!

23/9/2015

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Habt ihr es gehört, wie vor gut zwei Wochen die schweren Türen geöffnet wurden? Nach langem Warten habe ich einen hochoffiziellen Brief von der Bank bekommen, indem mir bestätigt wurde, dass ich Nicht-Norweger die Ehre habe, ein Bankkonto eröffnen zu dürfen. Ich hätte genau zwei Wochen Zeit, persönlich vorbeizukommen, um den heiligen Gral abzuholen. Wie ich mich gefreut habe, insbesondere da ich nun endlich auch einmal Gehalt für die getane Arbeit bekommen kann.

Aber ich hätte es besser wissen müssen. Mir hätte eigentlich klar sein müssen, dass es doch nicht so einfach ist. Dass irgendwo doch ein Haken ist bzw. mein Bändchen nicht die richtige Farbe für den VIP Bereich hat.

Nach meinem Termin in der Bank, wo ich alle Dokumente unterzeichnen durfte, wiegte ich mich in Sicherheit. Scheinbar funktionierte alles. Ich konnte Online Banking nutzen und meine 0,00 NOK auf dem Bankkonto bewundern (was mehr war als ich teilweise zu Studentenzeiten auf dem Konto hatte) und bekam kurze Zeit später meine EC bzw. Kreditkarte per Post. (Vielleicht eine kleine Anmerkung hier: Das System von EC und Kreditkarte ist in vielen anderen Ländern anders als in Deutschland. Wie oft durfte ich mir zu Hause schon anhören, wie nutzlos doch die EC Karte sei und die Kreditkarte hätte das Wort „Kredit“ ebenfalls nicht verdient.) Mir fiel im ersten Moment bei der Karte auch nichts weiter auf und ich steckte sie recht schnell ins Portemonnaie, wo sie sich mit ein paar deutschen Plastikkarten in guter Gesellschaft befand.

Doch als ich das erste Mal Online bezahlen wollte, wurde ich stutzig. Etwas fehlte der Karte. Mein Name, das Banklogo und das VISA Zeichen waren drauf. Aber das wars dann auch schon. Es fehlte die lange Zahlenreihe, die man auswendig kann, wenn man eine hohe Affinität für Onlineversandhandel hegt.  Da mein Freund Kunde der gleichen Bank ist, fragte ich zunächst ihn, wie man mit so einer Karte zahlen soll. Entgeistert schaute er erst die Karte und dann mich an. Das hatte er noch nie gesehen und plötzlich wirkte die deutsche EC Karte weitaus weniger nutzlos.

Mein guter Freund und Helfer in der Auswandernot „Google“ gab dann die Erklärung. Die hübsche Karte, die ich bekommen hatte, war für 13 bis 16 Jährige gedacht. Sie funktioniert nur in Geschäften und auch nicht in jedem. Online Shopping will man den Teenagern natürlich aus Sicherheitsgründen nicht ermöglichen und anscheinend auch nicht den Ausländern.
Ich war mir nicht ganz klar, ob ich mich geschmeichelt fühlen soll, dass ich für so jung gehalten werde oder komplett verar….! Als ich dann zum gefühlt tausendsten Mal zur Bank marschierte und meine Kinderkarte vorzeigte, wurde mir erklärt, dass ich diese Karte bekommen habe, da ich als Ausländer erst einmal beweisen müsste, dass ich vertrauenswürdig bin. Dieser Satz kam ihr jedenfalls nicht so leicht über die Lippen und sie versuchte wirklich eine politisch-korrekte Ausdrucksweise zu nutzen, während sie verlegen lächelte.

Da mein Freund – ebenfalls so ein Ausländer – jedoch eine „Erwachsenenkreditkarte“ bekommen hatte und ihre Lösung „Nutz doch deine deutsche Kreditkarte beim Onlineshoppen“ sinnlos war, da der norwegische Onlinehandel überwiegend nur norwegische Kreditkarten akzeptiert (wir haben bereits viele leidvolle Erfahrungen hinter uns und ich vermute eine nordische Verschwörungstheorie dahinter), erbarmte sie sich aber schließlich und ich durfte die Kinderkarte gegen ein richtiges Zahlungsmittel eintauschen. Nun habe ich immer noch sechs Monate Probezeit und erst dann dürfte ich auch mal ein bisschen ins Minus – ganz traut man mir halt noch immer nicht. Lohnt sich dann wahrscheinlich aber umso mehr, da ich bis dahin die Zahlenreihe auswendig kann.

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Wenn man das Thema „Bankkonto“ aber mal mit anderen Nicht-Norwegern aka Ausländern bespricht, stellt man schnell fest, dass man nicht alleine ist. Schon andere u.a. auch EU-Bürger wurden abgelehnt von Banken trotz Job oder bekamen nur eingeschränkte Rechte – so war z.B. Online Banking nicht möglich.
Ich frage mich, wie viele vor mir wohl schon die Kinderkarte bekommen haben oder sie nach mir bekommen werden und vergeblich die Zahlen auf dem Stück Plastik suchen.
Diese kleinen und großen Windmühlen, gegen die man kämpfen muss, bei der Ankunft in einem neuen Land, können einen wirklich verbinden. Manchmal auch ohne dass man es wirklich ausspricht. In einem Meeting bei der Arbeit wurde ich flüchtig einem Mitarbeiter aus einer anderen Abteilung vorgestellt. Jedes Mal, wenn ich ihn später auf dem Flur traf und wir uns grüßten, hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas komisch war. Ich konnte es da nur als eine Art Empathie bzw. Mitleid im Blick erklären. Irgendwas war anders, ohne dass ich es in Worte fassen konnte.

Ein paar Tage später schaffte ich es dann noch gerade mit einem großen Sprung in den Fahrstuhl – wo auch besagter Arbeitskollege gerade gen Kantine fahren wollte. (Ihr wisst Bescheid: Morgens 11 Uhr in Norwegen!) Er streckte mir seine Hand entgegen, stellte sich noch einmal vor und fragte, ob er es richtig verstanden habe, dass ich aus Deutschland komme. Ich bejahte und hoffte, dass dies keine Fangfrage ist. Sein Gesicht erhellte sich leicht und mit einem Grinsen auf den Lippen sagte er: „Ich komm aus Australien und lebe seit vier Jahren in Norwegen. Sag Bescheid, wenn du mal genervt bist vom ganzen Norwegisch-Zirkus hier, dann kommst du einfach bei mir im Büro vorbei!“

Und obwohl zwischen Deutschland und Australien mehr als 16.000 Kilometer liegen, fühlte es sich plötzlich viel näher an. Denn man freut sich über jeden anderen Don Quijote.

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    "Es ist nicht unbedingt schlecht, wenn dein Leben auf dem Kopf steht. Das ist wie bei Shampoo Flaschen: Manchmal kommt dann einfach mehr heraus!" Dies habe ich wörtlich genommen und mein bisheriges Leben einfach einmal umgedreht.
    Gemeinsam mit meinem Freund geht es von Hamburg noch weiter in den Norden und zwar nach Oslo. Wie es uns hierbei ergeht, werde ich auf diesen Seiten erzählen.

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