On my way from the North of Germany to the North of Europe
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And the Oscar goes to...

22/12/2015

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Ich glaube, mir bleibt langsam keine andere Wahl: Ich muss Schluss machen! War er am Anfang ein treuer Begleiter, so lässt er mich doch mehr und mehr im Stich – mein Freund der Google Translator. Gewisse Aussetzer hatte ich ja schon häufiger bemerkt und in letzter Zeit habe ich auch mehr den Heinzelnissen als ihm getraut. Aber im entscheidenden Moment, führt er mich komplett aufs Glatteis.
 
Letzte Woche stand unsere Weihnachtsfeier an: Julebord (Weihnachtstisch, wenn man es direkt uebersetzt) und das ist ein großes Thema in Norwegen. Angeblich sind diese Feiern recht ausufernd und immer ein großes Jahreshighlight.

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Der Weihnachtsmann in Norwegen wird Julenissen genannt und ist eine Art Kobold. Am Weihnachtsabend versorgt man ihn mit Reisbrei und Bier, um seinen Schutz zu bekommen. Fühlt er sich vergessen, so gibt es Ärger. Zur Weihnachtsfeier kam er aber nicht.
Das Menu hierfür wurde bereits Anfang November rumgeschickt und man musste sich ein Gericht aussuchen. Und hier kam mir der Google Translator in die Quere. Auf der Speisekarte standen typisch norwegische Weihnachts-/Wintergerichte. Das Problem ist, dass die norwegische Küche durch die Geschichte des Landes (bevor die Ölquellen gefunden wurden überwiegend Bauern und das Klima nicht unbedingt das beste für die Landwirtschaft) ziemlich fleischlastig ist und die Zubereitung auch mehr den Anschein erweckt, es lange haltbar zu machen ist wichtiger als dass es wohlschmeckend ist.
 
Verzweifelt saß ich also vor dem Menu und wusste nicht so richtig, was ich bestellen sollte. Eine Kollegin versucht mir zu helfen, in dem sie mir Google Bilder zeigte, damit ich mir die Gerichte besser vorstellen kann.
 
Ich denke, sofern man Kindheitserinnerungen mit diesen Gerichten verbinden kann, empfindet man die Gerichte mit Sicherheit als leckerer. Ich habe diese Kindheitserinnerungen aber nicht und große Fleischbrocken mit einer Fettschicht oben drauf, lassen mir nicht das Wasser in Mund zusammenlaufen.
 
Verzweifelt fragte ich meine Kollegin, die Vegetarierin ist, was sie essen wird. Für sie wird extra etwas gekocht, was nicht auf der Speisekarte stand. Da alle wissen, dass ich keine Vegetarierin bin, wollte ich nicht für mich eine Extra-(Tofu)Wurst kochen lassen. Da hätte ich auch einfach eine Rundmail schreiben können, dass ich die traditionelle norwegische Küche nicht mag. Unter Höflichkeitsaspekten entschied ich mich dann für Augen zu und durch!
 
Ich entschloss mich für eine – meines Erachtens – sichere Variante: Lammrippchen. So übersetzte es jedenfalls Google Translator. Ich haette aber wohl eher nach Bildern und nicht nach der Übersetzung suchen sollen. Aber Haifa aus meinem Norwegisch Buch (falls ihr euch erinnert), eine gute Freundin vom Waschmaschinenlieferanten Pablo schmeckten die Lammrippchen auch sehr gut. Ich hatte das ja eigentlich auch auf so mancher Grillparty bereits gegessen.

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Als ich dann sechs Wochen später auf der Weihnachtsfeier saß, war das erste Problem, dass ich keinen blassen Schimmer mehr hatte, was ich bestellte hatte. Was interessiert mich mein Geschwätz von vor sechs Wochen.
 
Das zweite Problem – als wir rekonstruieren konnten, was ich bestellt hatte – war der Teller an sich, der vor mir platziert wurde. Ich saß vor einem Haufen Fleisch. Auf einander gestapelt lagen da einige gräuliche Lammrippen und alle meine Kollegen reagierten mit den Worten: Mensch Mareike! Das ist aber mutig. Pinnekjøtt. Aber toll, dass du es mal probierst!
 
Zaghaft versuchte ich zu erklären, dass ich dachte, das sei ne sichere Bank. Aber Pustekuchen. Das ist nur ne superstabile Bank aus Massivholz in Richtung Fettleibigkeit.

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Gott sei Dank wurde separat dazu noch Gemüse serviert, was ich mir panisch massenhaft auf den kleinen uebrigen Platz des Tellers lud, falls das Fleisch so schmecken sollte, wie es aussieht. Aber ich muss zugeben, am Ende des Tages war es in Ordnung. Es wird nicht mein Leibgericht, aber ich habe den Teller doch fast leer gegessen.
 
Es gab aber ein Gericht auf der Speisekarte, was definitiv mutiger gewesen wäre. Aber hier wusste ich Bescheid und machte einen großen Bogen drum herum. Gemeint ist der Lutefisk. Ich zitiere hier einmal Wikipedia, um die herrliche Zubereitung zu verdeutlichen:
 
“Lutefisk ("Laugenfisch") ist ein in einer Lauge aus Birkenasche (heute wird meist Ätznatron benutzt) gewässerter Trockenfisch, in der Regel Dorsch. Bei dieser Rehydrierung nimmt der Trockenfisch eine gelatinöse Konsistenz an. Der Fisch wird anschließend gespült und zubereitet. Serviert wird der Lutefisk mit ausgelassenem Speck, Erbsenpüree und Kartoffeln sowie reichlich Aquavit.»
 
Das einzige, was mir an dieser Beschreibung gefällt, ist das/der Aquavit. Die Norweger sind sich hierüber aber auch nicht einig und auf unserer Weihnachtsfeier wählte keiner den Glibberfisch.
Aber nicht nur in Sachen Lutefisk war ich vorab informiert, auch was die Kleiderordnung anging, wusste ich, dass man sich für die Weihnachtsfeier richtig aufbrezelt. Nur muss ich gestehen, dass ich das hinsichtlich unserer überschaubaren Personenanzahl im Buero nicht geglaubt habe.
 
An dem Tag der Weihnachtsfeier war es dann auch noch schweinekalt, sodass ich mich für etwas semi-schickes entschied. Für den Anlass sollte es reichen und kalte Füße bekomme ich ebenfalls nicht. Als ich im Buero ankam, war ich erleichtert, als ich die meisten in Jeans und Pullover antraf. Aber zu früh gefreut. Um 15 Uhr verschwanden plötzlich alle in Richtung Toilette mit Kleidungsstücken an Kleiderbügeln mit Schutzfolie. Mir schwante böses.
 
Und wenige Minuten später fühlte ich mich eher als sei ich auf einer Hochzeit eingeladen oder mit dem DeLorean zurück zu meinem Abi-Ball gefahren. Aber nun gut! Versuchte ich es positiv zu sehen. Ich friere jedenfalls nicht und kann auch locker Dinge vom Boden aufheben.
 
Bevor ich Bekanntschaft mit meinem Fleischteller machen konnte, gab es noch ein Quiz. Wir wurden in Gruppen aufgeteilt und mussten gegeneinander antreten. Mich in der Gruppe zu haben ist ein ähnlicher Vorteil wie eine Metallkugel am Bein beim 100m Brustschwimmen. Ich war froh, wenn ich die Fragen verstehen konnte. Aber meist konnte ich nicht viel dazu beitragen, wenn es um norwegische Filme und Gewohnheiten ging. Gelernt habe ich aber, dass "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" auch in Norwegen ein Hit ist/war. Nur mit dem Unterschied, dass der ganze Film von einem Mann synchronisiert wurde.

Wie ich ja schon einmal erwähnt habe, geht es in Norwegen grundsätzlich nach dem Prinzip jeder ist gleich – außer beim Sport. Da geht es nur darum, dass man besser ist. Ähnlich verhält es sich dann auch bei solchen Spielen. Das volle Ausmass dieses Ehrgeizes verstand ich aber erst, als einer meiner Kollegen so nett war und eine «deutsche» Frage in das Quiz schmuggelte. Wie viele Fälle hat die deutsche Sprache? In Anbetracht dessen, dass in jeder Gruppe jemand war, der deutsch in der Schule hatte, war die Frage eigentlich fair. Es entstand aber relativ schnell ein kleiner Zwergenaufstand. Die Gruppe mit mir sei ja klar im Vorteil, das sei nicht fair.
 
Bei der Preisverleihung war ich zutiefst erleichtert, dass wir «nur» den zweiten Platz erreicht hatten. Ansonsten wäre Holland… aeeh Norwegen in Not. Aber so musste keiner das Spielbrett vom Tisch fegen und weinend auf sein Zimmer laufen. Besagter «schmuggelnder» Arbeitskollege und ich lachten uns heimlich ins Fäustchen und ich verzichtete auf ein wenig Öl im Feuer in Form von der Erwähnung, dass die Frage nicht soooo schwer war für alle.
 
Aber ich konnte mit zunehmenden Alkoholeinfluss auch andere Eigenschaften beobachten. Während des Abends scharwenzelte besagter Kollege, der wahnsinnig unfaire Fragen stellt, immer wieder um mich herum, sobald mein Schwimmflügelchen schlapp gemacht hatten und ich der Unterhaltung nicht mehr folgen konnte und apathisch in die Luft starrte. Sofort warf er mir wieder einen kleinen Rettungsring zu in Form von Getränken oder Gesprächen auf Englisch. Je später der Abend umso mehr versuchte er auch ein bisschen Deutsch reinzumischen.
 
Ich versuchte mich in Sachen Getränken ein wenig zurück zu halten. Bisher konnte ich nicht feststellen, dass das meinem Norwegisch wirklich hilft. Die Weihnachtsfeier war für mich aber auch wieder wie Norkskurs und lernte direkt wieder neue tolle Worte wie “mett”, was satt bedeutet. Das kann ich mir super merken. Mett würde mich auch sofort satt machen. Ideale Grundlage meine Kollegen in die Welt der Mett-Igel einzuführen und was man sonst noch aus Mett formen kann (Und nein… die Domian Story habe ich weggelassen).

Zu ganz später Stunde mit sehr viel Alkoholeinfluss lockerte sich die Zunge dann noch mehr und speziell beim schmuggelten Arbeitskollegen, und leicht lallend berichtete er über sein Ziel des heutigen Abends. Er wollte versuchen, dass ich mich den Abend über auf Grund der sprachlichen Barriere (whaaaat? Meine Schwimmflügel sind doch eins a) nicht ausgeschlossen fühle.

Nun dämmerte es mir, warum er immer wieder neben mir stand, wenn ich meinem Kopfkino anstatt dem Gespräch lauscht. Ihm sei das sehr wichtig, denn “you are my favorite German!”. Ich fand das so niedlich, dass ich den Moment nicht zerstören wollte mit einer Analyse "made in Germany", wie viele Deutsche er denn kennen würde.
Ich akzeptierte also die Entscheidung der Jury und nahm den Oskar für die beste deutsche Hauptrolle 2015 freudig entgegen.

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It's all coming back...

5/12/2015

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Diesen Ohrwurm habe ich in letzter Zeit häufiger und das ganz ohne Celine im Radio. Aber manche Themen kommen als Expat aka «ikke norsk» irgendwie wie ein Boomerang aus dem Nichts wieder zurück und triggern diese Schnulze in meinem überstrapazierten Gehirngängen.

So lief ich vor ein paar Tagen nach der Arbeit nach Hause durch die Osloer Innenstadt und wurde von einem Mann auf Englisch angesprochen, ob ich wissen würde, wo die Danske Bank sei. Besagter Mann war wie ich ebenfalls «ikke norsk», aber uns verband noch mehr, wie ich feststellen durfte. In seiner Hand hielt er einen Zettel, der mir doch allzu bekannt vorkam. Es war der gleiche Wisch, den ich ausfüllen durfte, als ich verzweifelt versucht habe, stolze Besitzerin eines Bankkontos zu werden.

Hatte der Mann anscheinend die gleiche Idee wie ich damals:
Warte ich jetzt drei Wochen darauf, dass man meinen gesamten nicht-norwegischen Background checkt oder klapper ich einfach alle Banken ab, in der Hoffnung, dass es irgendwo vielleicht einfacher ist???

Ich war im Endeffekt faul bzw. zu zermürbt gewesen von zu vielen Ämtern. Sodass ich mich gegen das Abklappern entschied und sehr überzeugt war, dass mein Westchen weiß genug sein müsste für ein Konto hier.

Gerne hätte ich dem Mann gesagt, dass er nur Geduld und eine Menge (Galgen)Humor braucht, dann wird alles gut. Aber mir kam doch nur ein «I don’t know» über die Lippen. Ich wusste nicht, wo die Bank ist. Hatte ja nie nach anderen Ausschau gehalten.

Apropos Banken: Ich dachte ja, dass ich mit meiner neuen “nicht Kinderkarte” nicht mehr gedisst werde. Aber Pustekuchen!!! Wie ich vor kurzem herausfinden konnte, wird hier die EC/Visa Karte als Ausweismittel genutzt. Alle Norweger haben auf der Rückseite ein Foto von sich zusammen mit der “Sesam-öffne-dich-Nummer”. Als Ausländer bekommt man dies aber nicht, egal ob man die Nummer hat oder nicht. Ich fühle mich erneut leicht ausgegrenzt und bin nur noch halb so stolz auf mein Stück hart erarbeitetes Plastik.

Aber auch das Thema Sprache klebt mir wie Kaugummi an den Hacken. Kein anderes Thema bereitet mir auf der einen Seite so viel Kummer und auf der anderen Seite zu viele Lacher – und manchmal beides zusammen.

Und so muss ich leider das Thema “Norwegisch” noch einmal wieder zurück bringen. Ohne Frage – es wird langsam besser und nach knapp sieben Monaten sollte man seine Erwartungshaltung vielleicht nicht ganz so hoch hängen. Gut Ding will Weile haben. Das sage ich meinen Kollegen auch immer wieder, wenn ich einmal wieder in Zeitlupe spreche. “Kvalitet trenger tid! (Qualität braucht Zeit). Zur Mitarbeiterin der Woche hat es aber bereits gereicht. Begründung hierfür: Ich hätte enorm schnell sehr viel Norwegisch gelernt.

Aber dennoch ist es ein immerwährendes auf und ab. Und speziell diese Slapstick Momente, wo ich mir manchmal ein großes Loch im Erdboden wünsche, wo ich schnell reinhüpfen kann, um zu verschwinden, sind unbezahlbar.

So zum Beispiel wenn ich mir bei der Arbeit einen Tee in der Küche mache und plötzlich jemand reinkommt, den ich nicht kenne. Ich bin es – um ehrlich zu sein – mehr als Leid, immer wieder erklären zu müssen, dass ich das eben gesagte nicht verstehe. Und glaubt mir, es lohnt meistens nicht. Wenn ich z.B. die Aussage, dass die Kühlschranktür mal wieder klemmt, nicht verstehe, ist der Aufwand mich zu erklären größer als der Nutzen, den ich aus der Übersetzung erhalte. Und so habe ich in solchen Momenten meistens nur einen Gedanken: Bitte, sag nichts! Bitte, sag nichts!

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Mathematisch nicht ganz korrekt, inhaltlich schon :-)
Und dann kommt doch irgendwas genuschelt mit einer absurd starken Betonung am Ende des Satzes.

Anmerkung: Dies ist Bestandteil des Singsangs in Norwegen: Betone die letzte Silbe übermäßig stark und geh am Ende des Satzes noch einmal stärker nach oben mit Betonung und Stimmlage. Was gerade traurigen oder ernsten Aussagen irgendwie die Bedeutung nimmt. Mir wurde vor kurzem übrigens gesagt, dass ich das relativ gut hinbekommen… für so nen Ausländer. 

Aber schalten wir zurück in die Küche: Unverschämter Weise fing die  Unbekannte doch an zu sprechen und das einzige, was ich in dem Satz verstanden hatte, war  das Wort “Milchkanne”. Das kam mir aber sehr gelegen. Hab noch nie ne Milchkanne in der Küche gesehen und «ich weiß nicht» kann ich eins a auf Norwegisch sagen.  Ich nuschelte also ein “Jeg vet ikke” zurück und verließ fluchtartig die Küche.

Es beruhigt mich etwas, dass ich jedenfalls nicht alleine bin. Auch mein Freund darf gewisse Momente zum Erinnern genießen. Wenn man seinen Mut an der Supermarktkasse zusammennimmt und auf norwegisch nach einer Tüte fragt. Bzw. denkt man das. Aber stattdessen schaut man in ein sehr verwundertes Gesicht, denn man hat den Kassierer gerade um eine Wurst gebeten. (Tüte: Pose | Wurst: Pølse)

Diese Momente gibt es tagtäglich. Manchmal mit stärkerer Ausprägung manchmal mit schwächerer Ausprägung, aber Gott sei Dank gibt es nicht jeden Tag Würstchen.

Vor kurzem hatte ich ein Meeting auswärts mit ein paar Kollegen. 9.00 Uhr sollte es losgehen. 8.59 Uhr stiefelte ich eilig zum Gebäude mit der festen Überzeugung, dass ich die letzte bin und es unhöflich ist, zu spät zu kommen. Das Expat Gedankenkino war im vollen Gange und ich überlegte mir bereits Formulierungen als Entschuldigung. Als ich in den Räumlichkeiten ankam und ein Norweger freudestrahlend auf mich zu kam, wurde mir klar: «Oh nein! Ich bin die Erste.« (typisch deutsch wahrscheinlich) und plötzlich wünschte ich mir, dass ich doch unhöflich zu spät gekommen wäre. Wieder einer dieser meiner persönlichen «Expat-Lieblingsmomente». Aber ich versuchte es dieses Mal. Ich rief nicht die englische Küstenwache sondern sprang Kopfüber ins Wasser mit den Schwimflügeln und hoffte meine blonde Tarnung gibt mir weiteren Schutz. Ich schüttelte artig die Hand, stellte mich auf Norwegisch vor und sagte am Ende: hyggelig! (Bedeutung: angenehm, nett, freut mich)

Hyggelig ist ein weiteres Lieblingswort der Norweger. Ausgesprochen wird es ungefähr wie Hüggeli und als ich es im Norskkurs lernte, war ich überzeugt, dass der Lehrer uns old school Norwegisch beibringt und kein Mensch wirklich hyggelig benutzt. Nun weiß ich es besser. Zusammen mit «ikke sant» kann man sich relativ lange in einer Unterhaltung durchschlagen, wenn man keinen Plan hat, worum es geht. Einfach abwechselnd beide Ausdrücke nutzen, ein wenig Jatmen und mmmmm—mmmmmen und die Sache ist geritzt.

Es ging dann weiter mit der Frage, ob ich Kaffee will. Nein, aber Tee wäre toll! So weit so gut. Innerlich stolz wie Oskar, hoffte ich, dass gleich die Tür aufgeht und einer meiner Kollegen kommt und mich erlöst.  Das wäre so hyggelig!!! Aber natürlich war der Schicksalsgott an diesem Montagmorgen in Expat-Quäl-Laune. Ikke sant? Stattdessen folgte ein Satz, den ich beim besten Willen nicht verstehen konnte und ich musste mich geschlagen geben. Ich erklärte, dass ich Deutsche sei und mein Norwegisch noch nicht ganz auf der Höhe – aber ich tat dies auf Norwegisch – mmmmmm-mmmmmm!.

Zeitgleich tauchte eine neue Person im Raum auf und schüttelte mir «hyggelig» die Hand. Ich dachte - fälschlicher Weise - er hätte unsere Unterhaltung gehört und so stellte ich mich mit den Worten »Ich bin Mareike und Deutsche» vor. Dass ich Deutsche bin war eher als Hinweise gemeint, langsam zu sprechen. Aus dem Zusammenhang gerissen, ist dies eine – milde ausgedrückt – etwas komische Art und Weise sich vorzustellen.

Fand er auch und erwiderte: «Ich bin Johann… und Däne». Und glaubt mir, nicht nur dass mir im Norwegischen oft die richtige Vergangenheitsform fehlt, auch meine Schlagfertigkeit kann ich erfolglos suchen. Die ist wie Mareike anscheinend ziemlich deutsch.

Die Krönung folgte dann aber nach dem Meeting – was komplett auf Norwegisch abgehalten wurde. Der nette Herr beugte sich zu mir vor und wollte wissen, ob ich ihm folgen konnte während des Meetings. Auf Norwegisch klang das dann so: Fikk du meg da? (Lautschrift: Fi** dü mei da)

Bevor ich antworten kann, lief mir ein kleiner kalter Schauer über den Rücken. Das ständig jemand eine Email «fikk» (eine Email erhielt/bekam) - daran gewöhne ich mich langsam. Aber bei solchen Sätzen, fällt es mir wirklich schwer, die deutsche Bedeutung auszublenden. Es ist aber definitiv eins der Verben, wo ich die Vergangenheitsform nicht so schnell vergessen werde.  

Norwegische Worte, die dem Deutschen vermeintlich sehr nahe sind, aber eine etwas andere Bedeutung haben, gibt es einige. Die sogenannten „false friends“. Aber auch viele Worte versteht man als deutscher direkt. Sie haben im Deutschen aber eine sehr spezielle bzw. einseitige Bedeutung. Wie zum Beispiel puste, hoppe und ledig. Im Deutschen ist dies atmen, springen und frei.  So kann man als deutscher die Worte für sich gut ableiten, nur sollte man andersherum als Norweger vielleicht vorsichtig sein.

So fällt mir im Yoga Unterricht die richtige Atmung mit Sicherheit schwer vor Lachen, wenn der Lehrer mir erklärt, ich solle mal tief durch die Nase pusten. Oder dass der alte Weltrekord im „Weithoppen“  gebrochen wurde. Bleibt die Frage von wem? Bugs Bunny oder Rogger Rabbit? Auch verwunderlich, wenn man gefragt wird, ob der Stuhl noch „ledig“ ist. Gute Frage: Ich glaube schon oder ich war nicht zur Hochzeit eingeladen.

Ein paar meiner Lieblingsworte habe ich für euch einmal zusammengestellt.

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Henne/Hun: Ich persönlich habe eine große er und sie Schwäche. Ich weiß nicht warum. Ich kann Männlein und Weiblein eigentlich gut auseinander halten und meine Eselbrücke ist auch super: Sie = Hun, Ihr = Henne. Hun bzw. Huhn und Henne, das liegt doch auf der Hand, dass man da an Frauen denkt. Aber irgendwie hilft mir das mitten im Satz nicht. Und so wechsel ich oft in Geschichten zwischen hun (sie) und han (er) hin und her. Meine Kollegin aka Norwegischlehrerin ist bereits daran gewöhnt. Sie meint, in Gedanken stelle sie sich immer einen Transvestiten vor.
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Gammel: Eigentlich ist es selbsterklärend. Was gammelt? Natürlich alte Sachen… vielleicht auch alte Menschen. Gammel = alt. Das konnte ich mir auf Anhieb gut merken. Und glaubt mir, ich bin bei uns im Büro recht gammelig. Zu viele Leute, die in den 90ern geboren wurden.
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Gift: Gift bedeutet im norwegischen ebenfalls Gift, aber auch verheiratet. Als wir das Wort im Norskkurs gelernt haben, erklärte eine der "gammeligeren" Schülerinnen, dass sie das sehr logisch findet, da beide Worte ja auch sehr nah bei einander liegen würden.
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Snakke: Insbesondere alle Hamburger verstehen dieses Wort sofort. Nur wird es in Norwegen wirklich immer für "sprechen" genutzt, was ich am Anfang irgendwie nicht ganz ernst zu nehmen fand.

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Last but not least: Klemme: Mein absolutes Lieblingswort. Bedeutet umarmen und in meiner Vorstellungen umarmen sich die Norweger so doll und so lange, dass das Wort klemmen ebenfalls passen könnte.

Und mit einer großen Umarmung verabschiede ich mich dann heute auch!

STOR KLEM!!!!

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    "Es ist nicht unbedingt schlecht, wenn dein Leben auf dem Kopf steht. Das ist wie bei Shampoo Flaschen: Manchmal kommt dann einfach mehr heraus!" Dies habe ich wörtlich genommen und mein bisheriges Leben einfach einmal umgedreht.
    Gemeinsam mit meinem Freund geht es von Hamburg noch weiter in den Norden und zwar nach Oslo. Wie es uns hierbei ergeht, werde ich auf diesen Seiten erzählen.

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